Spendensammlung für Bürglkopf am kommenden Samstag

*Spendensammlung für die Zwangsuntergebrachten im Abschiebelager Bürglkopf - Samstag, 17. April: 12-17 Uhr am Landestheater*

"Bei unserem letzten Besuch im Abschiebelager Bürglkopf Ende März sagten uns die Menschen, sie seien momentan zwischen 80 und 100 Personen vor Ort, keiner wisse es genau und manche von ihnen hätten seit einem halben Jahr das Grundstück nicht verlassen. Auf der Forststraße und auf dem Gelände liegt noch Schnee, es weht ein kalter Wind und die Menschen laufen teils in Sandalen herum. Sie erzählten uns, sie bräuchten Kleidung und feste Schuhe. Viele haben kein Handy mehr, da es ihnen etwa auf ihrem Weg nach Österreich von europäischen Grenzpolizisten geraubt wurde. Deshalb möchten wir für kommenden Samstag (17. April) zu einer Spendensammlung für die Zwangsuntergebrachten im Abschiebelager Bürglkopf aufrufen. Wir werden von 12 bis 17 Uhr beim Wochenende für Moria (Landestheater Vorplatz) eure Spenden annehmen und eine Woche später zum Bürglkopf bringen." Initiative zur Schließung von Bürglkopf - http://www.rueckkehrzentrenschliessen.org/

Es werden gebraucht:

- Gut erhaltene (Männer-)kleidung jeder Größe

- Gut erhaltene Sommer-, Winter- und Sportschuhe ab Größe 39

- Smartphones

Mehr Informationen zu Abschiebelagern:

*Abschiebungen und Abschiebelager*

Die tatsächlich durchgeführte Abschiebung ist der grausame End- und Höhepunkt einer rassistischen Asylpolitik. Um die Abschiebung durchzusetzen, sperrt der österreichische Staat Geflüchtete teils monatelang in Schubhaftknästen ein. Und wo eine Abschiebung gerade nicht absehbar ist und Schubhaft deshalb (noch) nicht verhängt werden kann, werden so viele Geflüchtete wie möglich in sogenannten Rückkehrzentren untergebracht.

Es existieren drei sogenannte Rückkehrzentren in Österreich – wir bezeichnen sie fortan als Abschiebelager. Der offizielle Zweck dieser Einrichtungen besteht darin, den Geflüchteten die sogenannte „Rückkehrberatung“ anzubieten, ihnen also eine „freiwillige Ausreise“ nahezulegen.

In diese Abschiebelager werden in der Regel Geflüchtete mit mehreren negativen Asylbescheiden gebracht, die aus unterschiedlichen Gründen aktuell nicht abgeschoben werden können: etwa, weil ihr Herkunftsland nur Geflüchtete aufnimmt, die freiwillig zurückreisen. Für den österreichischen Staat ergibt sich hier also das „Problem“, dass er Geflüchtete abschieben bzw. in Schubhaft stecken will, dafür aber bei einigen keine rechtlichen Möglichkeiten findet. Wo die tatsächliche Inhaftierung von Asylsuchenden in einem Schubhaftknast rechtlich nicht möglich ist, wird das bestehende Recht eben ausgereizt bis zum Gehtnichtmehr, um möglichst ähnliche Bedingungen in sogenannten Rückkehrzentren zu schaffen: soziale Isolation, die Vorenthaltung der finanziellen Grundversorgung, der Ausschluss von Lohnarbeitsmöglichkeiten und Sprachkursen, die möglichst weitgehende Verhinderung einer selbstbestimmten Lebensgestaltung. 

*Das Abschiebelager Bürglkopf*

Im Abschiebelager Bürglkopf wird die Isolation der Geflüchteten auf den Höhepunkt getrieben: Das Lager befindet sich auf 1250m Seehöhe, knapp unterhalb des Berggipfels und fast 500m über dem nächsten Dorf Fieberbrunn. Das Abschiebelager und das Dorf sind nur durch eine 8km lange Forststraße verbunden. Vom Lager laufen die Geflüchteten knapp eine Stunde bis zum nächsten Haus und eineinhalb Stunden bis zum nächsten Supermarkt. Von 22 bis 6 Uhr ist es den dort zwangsuntergebrachten Geflüchteten verboten, das Lager zu verlassen; es gibt zwar keine meterhohen Zäune, doch jedes Fernbleiben wird mit Geld- oder Haftstrafen sanktioniert. Tagsüber erweitert sich ihr erlaubter Bewegungsradius auf die Gemeinde Kitzbühel, welche sie ohne vorherige Genehmigung ebenfalls nicht verlassen dürfen. Viele der Zwangsuntergebrachten am Bürglkopf berichten von Schlafproblemen, Depressionen, Selbstmordgedanken. Viele nehmen hier das erste Mal in ihrem Leben Psychopharmaka. Im Juni 2019 begaben sich 17 Geflüchtete am Bürglkopf in den Hungerstreik, um gegen ihre dortige Zwangsunterbringung zu protestieren. Als wir die Bewohner:innen damals besuchten und interviewten, bezeichneten die Bewohner:innen das Lager als open prison – als offenes Gefängnis. 

Gegen alle Abschiebelager, gegen die Schubhaft, gegen jede Abschiebung! Freiheit und Bleiberecht für alle!

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